Thomas M. Fiedler |
Rundgang durch den Tempel Fo-Guang-Shan-Orden - Buddhistischer Tempel Buddhismus in unserer Zeit - Buddhismus für unsere Zeit
Liebe Besucherin, lieber Besucher,
wir begrüßen Sie sehr herzlich im Fo-Guang-Shan-Tempel von Wien. „Fo-Guang-Shan“ heißt „Berg des Buddha-Lichtes“. Dies ist der Name unseres Stammklosters auf Taiwan, von dem auch unsere weltweite buddhistische Bewegung ihren Namen hat.
Vielleicht betreten Sie zum ersten Mal einen buddhistischen Tempel und haben vielleicht auch einige Fragen. Deshalb möchten wir Ihnen mit diesem Faltblatt einen kleinen Führer durch unseren Tempel anbieten.
Warum haben wir diesen Tempel gebaut? Wir glauben, dass der Buddhismus, insbesondere seine chinesische Tradition, gerade den Menschen unserer teilweise sinnentleerten Zeit viel zu sagen hat. Der Buddhismus missioniert nicht. Aber er wirkt durch seine Lehre. Er stellt sie mit offenen Händen und Herzen dar und lädt alle Menschen ein, sich von ihm ein Bild zu machen.
Bevor Sie unseren Tempel von der Straße betreten, werfen Sie einen Blick auf die Form des Gebäudes: Es symbolisiert eine/n meditierende/n Nonne/Mönch von hinten: Ganz rechts (in schwarz) die freie rechte Schulter, in der Mitte und links die übergeworfene Robe (in gelb). In der Mitte der Durchblick auf den großen Buddha im Schreinraum, zu welchem sich der Mönch hinwendet; ganz oben der Kopf (symbolisiert durch den Meditationsraum im Dachgeschoss).
Das Gebäude zeigt durch großzügige Fensterflächen seine „Offenheit“ für alle Menschen und symbolisiert auch die „Drei Juwelen“: Buddha, Dharma (Lehre Buddhas) und Sangha (Gemein-schaft der Übenden).
Wenn Sie nun eintreten, befinden Sie sich im Empfangsraum. Hier sehen Sie schon, dass alle chinesischen Schriftzeichen auch auf Deutsch übersetzt sind (das ist im ganzen Haus so).
Fußböden Werfen Sie auch noch einen kurzen Blick auf den Boden unter Ihren Füßen. Der grauschwarze Fliesenfußboden erinnert an das Gewand (= Robe) der Mönche und Nonnen, welches ursprünglich aus gleichmäßig eingefärbten Stoffresten zusammengenäht wurde.
Bücherei/Dharma-Laden Links befindet sich das Teehaus mit dem Dharma-Laden, in welchem Sie auch Bücher, Räucherwerk, Statuen, CDs, DVDs und viel mehr finden. Über der Türe sehen Sie chinesische Schriftzeichen, welche sich mit „Kleiner Tropfen-Laden“ übersetzen lassen. Die Bedeutung: Auch wenn Sie hier nur „einen kleinen Tropfen“ geschenkt bekommen, können Sie, dort wo es notwendig und Ihnen möglich ist, ein paar Tropfen mehr schenken. Vielleicht denken Sie bei nächster Gelegenheit daran.
Im ganzen Haus sehen Sie an den Wänden Kalligraphien des Ordensgründers, Großmeister Hsing-yün, mit buddhistischen Wünschen und Sprüchen.
Nun begeben Sie sich in den ersten Stock. Die gelben Stufen links und rechts des Stiegenaufgangs symbolisieren die Farben der Zeremonien-Roben und stehen für „Gute Gedanken“, „Gute Worte“, „Gute Taten“ und „Buddhas Licht scheint überall“. In der Mitte sehen Sie eine Luftaufnahme des Stammklosters von Fo Guang Shan, in Kaohsiung, im Süden Taiwans.
Schreinhalle (im 1. Stock, rechts) Wenn Sie die große Schreinhalle betreten, wird Ihr Blick zuerst auf die große Buddha-Statue im Hintergrund der Halle fallen (Material: weiße Jade aus Burma, ca. 5.500 kg). Sie sehen Buddha Shakyamuni (ca. 560 - 480 v. Chr.), den Begründer des Buddhismus. Ein Buddha ist ein „Erwachter“. Einer, der alle Täuschungen über die wahre Natur des Lebens überwunden hat und dadurch wirklich frei geworden ist, also ohne Ego handelt.
Neben dem historischen Buddha gibt es zahllose andere Buddhas (Erleuchtete), denn überall da, wo Leiden vorhanden ist, gibt es auch Wesen, die den Weg zur Überwindung des Leidens lehren.
Lotusblüten Der Buddha sitzt auf einer Lotusblüte. Aber auch sonst werden Ihnen im ganzen Tempel stilisierte Lotusblüten auffallen (auf Leuchtern, Vasen usw.). Die Lotusblüte ist ein wichtiges Symbol im Buddhismus. Sie wächst im Schlamm der Teiche und erhebt sich völlig rein über die Wasseroberfläche, dem Licht entgegen. So ist sie ein Vorbild des buddhistischen Übungsweges.
Tempelschützer Aus dem chinesischen Volksglauben übernommen, finden sich neben der großen Buddhastatue links „Sangharama“ (steht für Treue, Mut und Gerechtigkeit) und rechts „Skanda“ (Wächter des Dharma, der Lehre Buddhas) als Schützer des Tempels.
„100.000“ Buddhas Inzwischen wird Ihnen aufgefallen sein, dass Sie nicht nur über dem Hauptaltar (als Reliefs), sondern auch links und rechts (mit Hintergrund-beleuchtung) „zahllose“ Buddhafiguren erblicken. Erleuchtung kann von jedem Lebewesen verwirklicht werden. Überall und zu allen Zeiten gab und gibt es Erwachte. Wohin unser Blick sich auch wendet, dort finden wir Buddhaschaft und den Keim zu ihrer Verwirklichung.
Der Altar Vor der Buddhastatue sehen Sie einen „Altar“. Weihrauch gilt seit alters her als Zeichen der Läuterung des Herzens und der Sinne. Er soll unsere „guten Gedanken“ in das ganze Universum tragen. Die Kerzen symbolisieren das Licht der Erleuchtung. Die Blumen erinnern uns an die Vergänglichkeit aller Dinge. Schließlich sehen Sie noch Schalen mit Nahrung. Der Buddha war ein Mönch. Und von Anfang an ernährten sich die buddhistischen Mönche und Nonnen von Gaben, die ihnen in die Almosenschale gelegt werden. In Erinnerung daran bringen wir dem Buddha deshalb auch heute noch symbolisch Nahrung dar.
Während der Zeremonien nehmen die Mönche und Nonnen vor dem Altartisch Platz. Vor diesem sehen Sie noch verschiedenen „Musikinstrumente“, die bei den Zeremonien benutzt werden. Rechts steht eine große Klangschale. Mit ihrem Ertönen werden Abschnitte bzw. Veränderungen der Melodien angekündigt. Das Instrument auf der linken Seite wird „Holzfisch“ genannt. Nach chinesischer Auffassung schläft der Fisch nie, da seine Augen immer geöffnet sind. Deshalb dient solch ein Holzfisch als Symbol der immer klaren geistigen Wachheit, die ein Übender haben sollte. Bei den Zeremonien wird er benutzt, um den Rhythmus der Rezitationen gleichmäßig zu gestalten. Ein Blick nach rechts oben zeigt uns noch ein großes Fenster im 2. Stock, aus welchem unsere Gäste vom Flur der Gästezimmer (sieben Zweibettzimmer mit Bad und WC) in die große Schreinhalle sehen können. Dieser Trakt ist normalerweise nicht für Besichtigungen vorgesehen.
„Drei Heilige des Westens“ Beim Verlassen der Schreinhalle sehen Sie am Ende des Vorraums (bzw. einem weiteren Seminarraum) ein Bild mit Buddha Amitabha in der Mitte, der seinen eigenen Heilsweg besonders mit uns Menschen verbunden hat. Er hat dereinst gelobt, allen Wesen in der Todesstunde beizustehen und sie in ein Umfeld der Wiedergeburt zu führen, wo sie den Heilsweg ohne Hindernisse weitergehen können. Neben ihm sind die Bodhisattvas Mahasthamaprapta (links - symbolisiert die Kraft der Weisheit) und rechts Avalokitesvara (in seiner weiblichen Form als Kuanyin – symbolisiert universelles Mitgefühl). Ein Bodhisattva ist ein Wesen, das sich ganz in den Dienst des Strebens nach eigener Erleuchtung und der aller seiner Mitwesen gestellt hat. Davor sehen Sie noch eine Statue der Kuanyin.
Gedächtnishalle Links von diesem Bild ist der Eingang in die kleine Gedächtnishalle. Auf den Täfelchen stehen die Namen der Menschen (tot oder lebend) welcher gedacht werden soll: „Gedenkt in Dankbarkeit der Güte eurer Ahnen und Eltern.“ In der Mitte befindet sich der Bodhisattva Ksitigarbha (er begleitet alle „Seelen“ auf ihrem Weg). Auch hat er gelobt, die Wesen aus den niedersten Daseinsbereichen zu erretten.
Meditationshalle (3. Stock) Ein Stock höher sind die Gästezimmer, danach (im 3. Stock) befindet sich die Meditationshalle. Neben dem Buddha finden sich „Instrumente“ für die Meditation. Rechts vom Buddha ist eine Holztafel auf einem Sockel mit der Aufforderung an den Meditationsleiter, die Verantwortung für die „Entwicklung“ (Dharma-Leben) der Meditierenden zu übernehmen.
Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass manche Statuen auf der Brust ein kleines Symbol, eine „Svastika“, haben. Dies ist ein uraltes indisches und chinesisches „Kreuzzeichen mit abgewinkelten Armen“, welches die Vollkommenheit eines Erwachten und die Unendlichkeit symbolisiert. Außerhalb der Meditationshalle befindet sich ein Steingarten (als Meditationsobjekt) und ein ums Eck gehendes Holzpodest, welches (bei entsprechender Witterung) auch für die Meditation genutzt wird.
Untergeschoss und Empfangshalle (Erdgeschoss) Im Untergeschoss befinden sich mehrere Seminarräume, ein großer Speisesaal und die Küche. Insgesamt beträgt die Fläche des Tempels mehr als 1.300 m² in fünf Ebenen. Wir wenden uns aber nun dem Ausgang zu, wobei Sie bei der Rezeption unseren Spendenkasten sehen. Zur Erhaltung unseres Tempels sind wir über jede Spende sehr dankbar – auch über Ihre. Beim Ausgang finden Sie noch weiteres Informationsmaterial in deutscher, englischer und chinesischer Sprache.
Wir danken für Ihr Interesse, hoffen, dass Sie eine interessante Zeit in unserem Tempel verbringen konnten und wünschen Ihnen alles Gute. Wir würden uns freuen, Sie bald wieder zu sehen.
Dieser "Rundgang durch den Tempel" liegt auch im Tempel zur freien Entnahme auf. Auf Wunsch sende ich gerne die PDF-Datei (benötigt Acrobat Reader) zum Ausdrucken: Bitte um Zusendung des Flyers als PDF-Datei (per E-Mail)
Fo-Guang-Shan – Tempel Wien
Orden der
Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR) (Ecke Reindorfgasse, Bus 12A und 57A Stiegergasse) Tel.: 01-9417408, Fax: 01-941740815 E-mail: info(at)fgsvienna.at Homepage: www.fgsvienna.at Öffnungszeiten: Di. -So. 10.00 – 17.00 Uhr
Humanistischer Buddhismus |
4/2018 - Redigiert: 9.4.2018 TMF